Freies Wort, Samstag 26.März 2005

NEU: AMBULANTE KARDIOLOGISCHE REHABILITATION
Tagsüber Reha, abends nach Hause
Sie sind lange, möglicher-
weise mehrere Wochen, im
Krankenhaus gewesen. Sie
sind nicht wieder ganz
gesund, aber auf dem Weg
der Besserung. Viele Men-
schen in der Rehabilitation
brauchen täglich ärztliche
Betreuung, wünschen sich
aber die Nähe der Familie,
des Zuhauses, der gewohnten
Umgebung.

BAD LIEBENSTEIN - Günstig ist dann, wenn es die Möglichkeit ambulanter Rehabilitation gibt. Ein Angebot, das im Reha-Zen-trum Bad Liebenstein bisher nur Orthopädie-Patienten gemacht werden konnte. Seit dem 1. Februar habe man auch die Zulassung der Krankenkassenverbände für die ambulante kardiologi-sche Rehabilitation, könne also auch die Versorgung von Menschen mit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung übernehmen, erklärt Steffi Ruck, Geschäftsführerin des Reha-Zentrums. Und darauf „sind wir alle sehr stolz". Außerdem sei mit der neu erworbenen Zulassung die Möglichkeit eröffnet, interdisziplinär zu behandeln, was den Bedürfnissen der Kranken oder Genesenden entgegenkomme - „das finden wir toll". In dieser Woche begrüßte der Ärztliche Leiter der kardiologischen Abteilung Dr. med. habil. Hermann Schaedel, Facharzt für Kardiologie und Angiologie, den ersten Patienten.
Grundanliegen jeder Rehabilitation, ob stationär oder ambulant, sei, die Krankheit zu bewältigen, die Menschen wieder in den Alltag einzuführen. Sicher, sagt der Arzt, gebe es Patienten, denen eine gewisse Distanz von eben jenem Alltag gut tue. Viele aber, „wollen nicht von zu Hause weg". Ziehen es vor, abends mit der Familie zu essen, im ei-
genen Bett zu schlafen. Oder führen einen Betrieb und wollen „wenigstens abends mal sehen, dass alles läuft".
Das Konzept, erläutert Steffi Ruck, „haben wir so verfasst, dass eine Versorgung rundum möglich ist". Die Patienten werden vom Fahrdienst morgens abgeholt, im Rena-Zentrum behandelt und verpflegt und nachmittags wieder nach Hause gebracht. Alle Leistungen entsprächen einer stationären Rehabilitation, medizinische und phy-siotherapeutische.
Und, sagt Dr. Hermann Schaedel, „ganz wichtig", die psychologische Unterstützung. Die in Folge von Herzkrankheiten sehr häufig gebraucht werde. Ebenso wie das Gespräch in der Patien-
tengruppe. Das Gefühl, „mit dem Problem nicht allein zu sein, ist auch ein Weg zum Glück". Ab September solle es wieder Herzsportgruppen in Bad Liebenstein geben, die Betreuer seien zurzeit in der „sehr speziellen Ausbildung".
Zwanzig Plätze stehen im Re-ha-Zentrum zur Verfügung, Krankenkassen und Gesetzgeber bevorzugten, so Steffi Ruck, „die ambulante vor der stationären Reha". Weil, meint Dr. Hermann Schaedel, „sie meinen, das sei kostengünstiger". Seiner Ansicht nach sind zwei Dinge wichtig, bei der Entscheidung für oder gegen eine ambulante Rehabilitation. „Die Empfehlung des Akutkrankenhauses", weil für die ambulante Behand-
lung gewährleistet sein müsse, dass der Patient transportfähig und leichten Belastungen gewachsen ist. Und „der Patient muss eine Meinung dazu haben und diese gegenüber der Krankenkasse vertreten".
Er selbst, so der Arzt, würde „eine Zwischenlösung für ideal halten" - die grundsätzliche Verlängerung der Rehabilitationszeit -von drei auf vier Wochen, „davon die Hälfte stationär, die Hälfte ambulant". Im Vordergrund stehe, „dass der Patient mit der Form seiner Rehabilitation einverstanden ist". Und viele Patienten, davon ist Dr. Hermann Schaedel überzeugt, „sind der Meinung, dass sie schon lange genug im Krankenhaus waren", (m)
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Das Team um Dr. med. habil. Hermann Schaedel (v.): Physiotherapeutin Andrea Rüger, Diätassistentin Christine Kiphuth, Ergotherapeutin Regina Heinemann, der Leitende Psychologe Dr. rer. nat. Dr. paed. habil. Hannes Kratzer und Geschäftsführerin Steffi Ruck (v. I.). FOTO: HEIKO MATZ