FW20.01.2006
LOKALES
SCHULNETZ
Eltern ziehen 5. Klasse in Bad Liebenstein
vor
Schulausschuss empfiehlt, keine neue 5. Klasse am
Herzog-Georg-Gymnasium aufzunehmen /Vor Ort sieht man das aber ganz anders
Wenn der Kreistag am 25. Januar darüber entscheidet, ob am
Herzog-Georg-Gymnasium eine neue 5. Klasse gebildet werden darf, möge er den
Elternwillen nicht unbeachtet lassen. Die meisten Eltern der Kinder im
Oberland, die mit Beginn des neuen Schuljahres nach der Grundschule den
gymnasialen Bildungsweg einschlagen möchten, bevorzugen den Standort Bad
Liebenstein.
BAD LIEBENSTEIN - Eine
übergroße Mehrheit der 25 Eltern, die am Mittwochabend an einer Informationsveranstaltung
der Gymnasien Bad Salzungen, Ruhla und Bad Liebenstein teilnahmen, wünscht
sich eine neue fünfte Klasse zum Schuljahresbeginn 2006/07 am Herzog-Georg-Gymnasium.
Nur wenige Eltern äußerten Sorge darum, dass der Schulwechsel nach dem ersten
Schuljahr durch die Zusammenlegung der Gymnasien Bad Liebenstein und Bad
Salzungen zum Schuljahresbeginn 2007/08 für ihre Kinder größere Nachteile mit
sich bringen würde.
Beachtet der Kreistag
diesen erstmals erfragten Elternwillen, würde er sich zwar gegen die
Empfehlung des Erfurter Ministeriums entscheiden, den Eltern aber mit drei zur
Verfügung stehenden Gymnasien ein größeres Wahlspektrum geben. „Für uns ist
der Elternwille entscheidend", sagte Helmut Kallenbach, Direktor des
Gymnasiums Bad Salzungen.
Der Liebensteiner Elternsprecher
Tobias Retzlaff pflichtete dem genauso bei wie der stellvertretende Ruhlaer
Direktor Dr. Hubert Langlotz und die neue Liebensteiner Schulleiterin Marion
Malz. Sie hatte den Eltern anhand von Schülerzahlen und Stundentafel zunächst
erklärt, weshalb die Schulnetzkonzeption des Wartburgkreises überhaupt die
Schließung des Herzog-Georg-Gymnasiums vorsieht. 640 Schüler würden als
sinnvolle Größe für ein Gymnasium anvisiert, denn dann sei eine Dreizügigkeit
pro Klassenstufe zu gewährleisten. „Dafür brauchen wir Bad Salzungen und Bad
Salzungen braucht uns", sagte die Direktorin.
Das Liebensteiner Gymnasium
zähle derzeit rund 400 Schüler, Bad Salzungen 626. Zudem gab es Informationen
zum Aufnahmeverfahren: mindestens die Note „gut" in Deutsch, Mathematik
und Sachkunde, oder eine Empfehlung der Klassenkonferenz. Außerdem bestehe die
Möglichkeit, an einem Probeunterricht teilzunehmen. „Die Empfehlung muss
beantragt werden. Termin dafür ist der 17. Februar", so die Liebensteiner
Direktorin. Auch der Termin für die Anmeldewoche stehe bereits fest (27.
Februar bis 4. März 2006, am Gymnasium Bad Liebenstein von Montag bis Freitag
von 9 bis 17 Uhr und am Samstag von 9 bis 11 Uhr). Bei der Anmeldung gebe es
auch den Antrag auf den Schülerfahrschein. „Der Schulträger zahlt den
kürzesten Weg zu der Bildungseinrichtung", erklärte Marion Malz den
Eltern - eine wichtige Frage, können der Schulweg und die angebotene
Schülertransportlösung doch entscheidend bei der Wahl des Gymnasiums sein.
Welche Probleme beim Übergang
von der Grundschule zum Gymnasium auftreten können und wie man sie bewältigt,
dazu berichtete Gabriele Baumbach, Beratungslehrerin am Lieben-steiner
Gymnasium. Welche Entscheidungen auch immer anstehen - es gebe ein Leitmotiv:
„Es geht um Ihr Kind, und nur das ist wichtig."
So sollten die Eltern bei
ihrer freien Schulwahl alle Aspekte genau abwägen und sich nicht nur am Finanziellen
orientieren.
„Sie haben eine wichtige
Entscheidung zu treffen, die über acht Jahre im Leben Ihres Kindes bestimmen
wird. In dieser Zeit werden viele Weichen gestellt", sagte Helmut
Kallenbach.
Er stellte das Salzunger
Gymnasium mit seinen Besonderheiten und Eigenheiten vor - beispielsweise,
dass Latein bereits in der fünften Klasse eine wichtige Rolle spiele. Für den
Fall, dass es zum nächsten Schuljahr eine neue fünfte Klasse in Bad Liebenstein
gibt, kündigte Marion Malz an, dies auch am Herzog-Georg-Gymnasium anzubieten.
Auch in Ruhla könne man solchen Unterricht kurzfristig realisieren.
Elternsorge war auch die
Frage nach dem Bestand des Ruhlaer Gymnasiums. Dr. Hubert Langlotz verwies auf
einen leichten Anstieg der Schülerzahlen, was optimistisch stimme. Das Schulnetzkonzept
sieht eine erneute Prüfung des Standortes für das Jahr 2008 vor.
Bevor die Eltern sich ein
Bild von den Gymnasien machen konnten, waren ihre Kinder gefragt. Rund 90
Schüler aus den Grundschulen Bad Liebenstein, Barchfeld, Schweina und
Gumpelstadt eroberten am Mittwochmorgen das Gymnasium. Weil es hier seit 15
Jahren Tradition ist, dass die Sechstklässler die „Neuen" mit einem Programm
begrüßen, gab es auch für die „Schnupper-Kinder" ein Kulturprogramm. Dann
konnten die Kinder die Fachkabinette für Biologie, Chemie und Physik unter die
Lupe nehmen. Viel Spaß hatten die Knirpse im Kunstunterricht, wo gebastelt und
gemalt wurde. Sport mit vielen Staffelspielen stand in der Turnhalle auf dem
Programm. Vor dem Schnupper-Tag galt es, eine Aufnahmeprüfung zu bestehen -
die Begrüßung in verschiedenen Fremdsprachen. Und alle Kinder haben sie bestanden.
(sdk)
Schnuppertag für die
Grundschüler am Bad Liebensteiner Gymnasium: Die Sechstklässler gestalteten ein
Programm.
FOTO: SANDRA KRUSE